Arbeitskreis Igelschutz Berlin e.V.
Der Igel
Der Igel gehört erdgeschichtlich zu den ältesten noch existierenden Säugetieren. Die Vorfahren des Igels lebten schon vor etwa 65 Mio. Jahren. Die heutzutage existierende Art gibt es seit ca. 15 Mio. Jahren.
Seit 1936 steht der Igel unter strengem Naturschutz, d.h. Igel dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Von diesem Zugriffsverbot darf abgewichen werden, um "verletzte, hilflose oder kranke Tiere aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen. Die Tiere sind unverzüglich in die Freiheit zu entlassen, sobald sie sich dort selbständig erhalten können.“ (Quelle: § 43 Abs. 6 BNatSchG).
Kleine Biologie des Igels
Erwachsene Igel haben ein Körperlänge von 24 - 28 cm. Das Gewicht ausgewachsener Tiere beträgt 800 bis 1.500 gr. , wobei die Männchen in der Regel etwas schwerer als die Weibchen sind.
Igel besitzen bei der Geburt schon etwa 100 weiße Stacheln, die kurz nach der Geburt aus der aufgequollenen Rückenhaut heraustreten. Erwachsene Tiere besitzen 6000 - 8000 Stacheln, die bei Gefahr in eingerolltem Zustand des Igels aufgerichtet werden und so zur Abwehr in verschiedene Richtungen zeigen.
Die Sinnesorgane des Igels, mit denen er sich am besten orientieren kann, ist der Geruchssinn, das Hörvermögen und sein Tast- und Vibrationssinn, mit denen er Artgenossen, Beute und Feinde erkennt. Das Sehvermögen ist gering ausgebildet und reicht nur zur schemenhaften Wahrnehmung im Nahbereich.
Die Lautäußerungen der Igel beschränken sich auf Fauchen, Schnauben, Puffen oder Tuckern. Bei Angst oder Schmerz kreischen sie laut. Der Kontaktruf der Jungigel zu ihrer Mutter ist ein zwitscherndes Geräusch.
Von menschengemachten Gefahren verschont, erreichen Igel ein Alter von 7 - 8 Jahren, wobei eine große Sterblichkeit bereits im Geburtsjahr vor dem ersten Winterschlaf besteht. Danach ist die Überlebensrate höher, beträgt aufgrund der negativ beeinflussenden Umweltfaktoren jedoch im Durchschnitt nur 2 - 4 Jahre.
Igel sind nachtaktiv! Als Insektenfresser besteht ihre Nahrung aus Käfern und deren Larven, Schmetterlingslarven, Schnaken. Zudem ernähren sie sich von Regenwürmern, Schnecken, Spinnen, Hundert- und Tausendfüßlern. Igel fressen kein Obst oder pflanzliches Material! Dieses wird rein zufällig aufgenommen wenn Insekten oder andere Beutetiere vom Fallobst oder Pflanzenteilen geklaubt werden.
Igel bewohnen je nach Standort mehrere Nester, die, meist aus Laub konstruiert, an trockenen, geschützten Standorten angelegt werden. Nester der Igelmütter mit Nachwuchs sowie die Winternester werden sorgfältiger angelegt als die Sommernester, die zeitweise abwechselnd bewohnt werden.
Das Jahr eines Igels
Mitte Oktober bis Anfang April
Igel halten in der kalten Jahreszeit einen Winterschlaf. Sie liegen zu einer Kugel zusammen gerollt in ihrem Nest. Die Körperfunktionen sind extrem reduziert:
- die Körpertemperatur sinkt von 36°C auf etwa 5°C,
- die Herzfrequenz von 180 — 250 Schlägen pro Minute auf 8 — 20
- die Atemfrequenz von 40 — 50 Atemzügen auf 3 — 4.
Der Igel kann zwischendurch manchmal aufwachen, bleibt dann aber meist in seinem kompakt gebauten und gut isolierenden Nest.
Der Winterschlaf wird durch äußere Faktoren beeinflusst. Wenn die ersten Frostnächte auftreten, beginnt der Igel mit dem Winterschlaf. Ist es jedoch nicht kalt genug oder ist der Igel zu leicht (< 500 gr) bleibt dieser wach. Um in den Winterschlaf zu gehen, brauchen Igel ein Gewicht von ca. 600 - 1000gr.
Anfang April
Die Igel wachen aus dem Winterschlaf auf. Während des Winterschlafs nehmen die Igel ca. 20-30% ihres Körpergewichts ab. So sind sie sehr hungrig und müssen wieder an Gewicht zu legen. Ein Igel kann bis zu 250 gr pro Tag fressen. Igel ernähren sich hauptsächlich von Insekten, dazu zählen Regenwürmer und Käfer. Auch die Gehäuseschnecken stehen auf dem Speiseplan eines Igels.
Wenn sich Igel in menschlicher Obhut befinden, ist dieses Futterrezept empfehlenswert.
Mitte April bis Ende August
Die Paarungszeit beginnt schon kurz nach dem Aufwachen der Igel aus dem Winterschlaf. Igel sind eigentlich Einzelgänger doch während der Paarungszeit
gehen Igelmännchen auf Brautschau und erweitern ihr Streifgebiet um ein Vielfaches. Pro Nacht können sie bis zu 5 Kilometer Wegstrecke zurücklegen. Der Paarungstrieb lässt sie oft unvorsichtig werden und Straßen «ohne Rücksicht auf Verluste» überqueren. Das sehr laute Paarungsritual kann mehrere Stunden dauern, dabei umkreist das Männchen das Weibchen.
Nach der vollzogenen Paarung gehen die Igelpartner getrennte Wege. Fortan ist alleine die Mutter für den zukünftigen Nachwuchs zuständig.
Mitte Mai bis Ende September
In dieser Zeit kommen die Igelbabys zur Welt. Die meisten Igelbabys erblicken im Juni bis Ende August das Licht der Welt. Nach einer Tragzeit von rund 35 Tagen wirft die Igelin 2 — 7 Jungtiere in einem stabil gebauten, mit Gras und Blättern gepolsterten Nest.
Die neugeborenen Igel sind noch unbehaart, tragen aber bereits erste weiß gefärbte Stacheln. Augen und Ohren öffnen sich erst im Alter von 2 Wochen.
Mitte Juni bis Ende November
Mit ca. 3,5 Wochen und 140 — 180 Gramm erkunden die Jungigel selbstständig die nähere Umgebung ihres Nestes. Die Mutter säugt ihren Nachwuchs zwar noch weitere 2,5 Wochen, aber sie lernen schon eigenständig nach Nahrung zu suchen.
Nachdem die Mutter den Wurf verlassen hat, bleiben die Jungigel evtl. noch einige Zeit beieinander, bis jedes der Tiere seiner Wege geht.
Wenn Sie ein Igelbaby oder Jungigel finden, dass hilflos umher läuft oder auch fiepende Töne von sich gibt kontaktieren Sie uns telefonisch. Nicht immer ist es sinnvoll die Igelbabys oder Jungigel sofort einzusammeln. Die Mutter kann immer noch in der Nähe sein. Deswegen informieren Sie uns und wir helfen Ihnen weiter!!!
Mitte September bis Anfang Dezember
Nachdem die Paarungszeit und die Wurfzeit vorbei sind, müssen sich Igel auf den Winterschlaf vorbereiten. Sie müssen sich Fettreserven anfressen, um die kalte Jahreszeit zu überstehen.
Ältere bzw. ausgewachsene Igel haben die Möglichkeit sich besser auf den Winterschlaf vorzubereiten. Igelbabys, die erst im September eigenständig auf Futtersuche sind, haben es wesentlich schwerer. Es wird kälter, das Nahrungsangebot schrumpft und sie haben noch kein Winternest vorbereitet. Das führt dazu, dass die Jungigel noch bis in den Dezember hinein unterwegs sind. Das verbraucht viel Energie und sie können diesen Energiebedarf nicht immer decken. Das sind die Igel, die unbedingt Hilfe brauchen und bei uns in den Igelstationen den Winter verbringen.
Bitte uns kontaktieren, wenn Sie einen Igel mit weniger als 400 gr im Oktober und mit weniger als 500 gr im November finden. Die Aufnahme eines Igels richtet sich immer nach dem Allgemeinzustand des Tieres. Die Gewichtsangaben sind nur Richtwerte! und weiterhin gilt jeder Igel der tagaktiv ist braucht menschliche Hilfe!!!
Weitere Informationen finden Sie hier: Der Verein - Wann und warum benötigen Igel unsere Hilfe?